Am 05.08.2016 um 21:55 Uhr ist es losgegangen. Die Boeing747 ist in Frankfurt gestartet und war zwölf Stunden unterwegs. Es war noch dunkel, als unsere Gruppe von 42 Jugendlichen aus ganz Deutschland und acht Betreuern in São Paulo gelandet ist. (Zwischen Deutschland und der Westküste Brasiliens sind fünf Stunden Zeitverschiebung.)

Von dort aus sind wir sechs Stunden mit dem Bus ins 450 km entfernte Rio de Janeiro gefahren. Ein Blick aus dem Fenster hat die hügelliege Landschaft von Rios Hinterland geboten. Als wir in die sechs Millionen Stadt einfuhren, waren wir überwältigt von den schier endlosen Häusern. Schließlich sind wir in unserem Hostel angekommen und wurden auf Acht- oder Zehnbettzimmer verteilt. Die Zimmer waren mit Stockbetten und kleinen Schränken sehr spartanisch eingerichtet, aber das reichte aus.

 

 Nach einer kurzen Mittagspause haben wir den Stadtteil Lapa, hier befand sich unsere Unterkunft, erkundigt. Lapa ist ein lebendiges Künstlerviertel. Wir sind dort die steilen Straßen und die Treppen Selarón hochgestiegen und hatten von der Höhe einen grandiosen Blick über die Stadt.

Am nächsten Tag wurde die Gruppe aufgeteilt und hat sich die Vorläufe vom Wildwasserkanu oder vom Tischtennis angesehen. Auch, wenn mal keine Deutschen dabei waren, haben wir kräftig angefeuert und mitgefiebert. Auch am zweiten Tag wurde die Gruppe geteilt, diesmal schaute sich wieder ein Teil Wildwasserkanu an und dem anderen Teil wurde Damenhockey geboten. Beim Hockey spielten an dem Tag leider keine Deutschen, weshalb wir unsere Nachbarinnen aus den Niederlanden unterstützt haben.

Der Dienstag galt den Menschen, die aufgrund ihrer Armut, ihrer Arbeit oder ihres Wohnorte, keine Möglichkeit hatten, an den olympischen Spielen teilzuhaben, beziehungsweise nichts von den Fördermitteln abbekommen. Für diese Menschen hat sich die Organisation ‘Rio bewegt uns’ gegründet und unterstützt sie durch verschiedene Kampagnen. Wir haben aufgeteilt zwei Stätten der Organisation besucht. Eine Gruppe war bei einer Art Zirkus für Kinder aus armen Familien. Dort wurden die Kinder in ihren sportlichen Talenten und im Zusammenleben gefördert. Die andere Gruppe war etwas außerhalb der Stadt in einem Dorf in den Bergen. Hier führt die Organisation ein ehemaliges Kinderdorf weiter, in dem heute eine Schule, eine Krippe, ein Kindergarten und Zentrum für Jugendliche ist. Wir haben dort mit den Kindern gespielt und den traditionell, brasilianischen Kampftanz Capoeira gelernt. Es war schön, die Kinder so glücklich zu sehen und sie von ihrem Alltag, der zur Hälfte aus Arbeit auf dem Feld besteht, abzulenken.

Natürlich entging uns auch nicht die kulturelle Seite, die Rio zu bieten hat. Als das Wetter für die Ruderwettbewerbe zu windig war, sind wir mit der Seilbahn auf den Zuckerhut gefahren. Dort hat sich eine tolle Aussicht über Rio und die vorliegende Bucht präsentiert. Auch auf dem Berg war es sehr windig und wir haben einer bedrohlichen dunklen Regenwand entgegengeblickt, welche unsere Fotos vom Zuckerhut spektakulär macht.

Auch die Christus Redentor Statue ist uns nicht entgangen. Mit einer Bergbahn sind wir den Corcovado hochgefahren und haben den wunderschönen Blick auf die Stadt gegenüber dem Zuckerhut genossen.

Am Donnerstag starteten dann endlich die ersten Ruderfinals. Am Start im A-Finale waren der deutsche Frauen-Doppelvierer und Männer-Doppelvierer. Unter unseren ohrenbetäubenden Anfeuerungsrufen fuhren beide Vierer direkt hintereinander als erste ins Ziel und damit zur olympischen Goldmedaille. Die Doppelzweier qualifizierten sich an diesem Tag fürs B-Finale, in welchem die Plätze sieben bis zwölf ausgefahren werden.

Freitag starteten die Doppelzweier dann in ihren Finals und wir unterstützten die leichten und schweren Männer und Frauen auch bei Regen. Der schwere Frauen-Doppelzweier gewann das B-Finale, die anderen deutschen Zweier gaben sich mit den Plätzen Acht, neun und elf zufrieden. Auch der Frauen-Riemenzweier und der leichte und schwere Männer-Riemenvierer sind im B- Finale gestartet und haben die Plätze acht, neun und zwölf belegt.

Am Samstag hat sich dann das große Achter-Finale vor unseren Augen in der Lagune abgespielt. Wie abzusehen war, hatte es die deutsche Mannschaft schwer gegenüber den Briten. Diese gingen das Rennen taktisch überlegen an und sind vom Start aus vorne weg gefahren. Mit letzter Kraft haben die Deutschen zusammen mit Schlagmann Hannes Ocik die Schlagzahl und den Druck für den Endspurt erhöht, doch die Briten fuhren ihr Rennen überlegen zu Ende, so dass der Deutschlandachter die Silbermedaille gewann. Wir alle standen während des Rennens unter großer Spannung und haben unser Bestes gegeben die deutschen anzufeuern und zu motivieren. Mit selbstgebastelten und bemalten Plakaten mit Aufschriften, wie ‘Wir für Gold’ oder ‘Die Lagune brennt’ haben wir unsere Zuversicht und Begeisterung für unsere Nationalmannschaft zum Ausdruck gebracht. Am Abend sind wir zum deutschen Haus gefahren und hatten dort noch einmal die Gelegenheit Athleten zu treffen. Einige deutsche Ruderer haben uns noch während der Ruderwettbewerbe auf der Tribüne besucht und sich über unsere Fragen gefreut, so wie Autogramme gegeben und mit angefeuert. Im deutschen Haus gab es ein leckeres Buffet und man hat viele deutsche Athleten aus allen Sportarten gesehen. Die Medaillengewinner des Tages wurden vorgestellt und interviewt, so waren die Diskuswerfer Christoph Harting und Daniel Jasinski da. Wir warteten bis elf Uhr abends auf ‘unsere Athleten des Tages’, die Crew des Deutschlandachters. Schon leicht der Feierlaune hingegeben, gab es nur ein kurzes Interview und dafür viele Fragen und Autogrammwünsche von uns, die die Mannschaft mit Freude beantworteten und erfüllten. Auch der Schlagmann von London (2012), Kristof Wilke hat sich bereitwillig über eine Stunde mit uns über seine Karriere und Rudern unterhalten. Kurz vor unserer Rückfahrt ins Hostel hatten einige sogar noch die Chance auf ein Foto oder Autogramm mit der Silbermedaillengewinnerin Angelique Kerber. Der Abend war ein absolutes Highlight der Reise.

Zur Erholung vom anstrengenden Anspornen und nervenbeanspruchenden Zugucken, sind wir Samstag an der Copacabana lang zum Strand von Ipanema gelaufen und haben dort bei Wärme und Sonne Rios Lebensstil genossen. Die Wellen waren doch ganz schön hoch und gefährlich und auch das Wasser war sehr salzig, so dass man sich, bis auf das Klima, fast wie zu Hause gefühlt hat.

Der letzte Tag, Montag, war für die Leichtathletik vorgesehen. So haben wir uns im neu erbauten Olympia Stadion Wettkämpfe des Hürdenlaufs und des Hammerwurfs angesehen. Hier war Betty Heidler mit am Start und verwarf ihre letzten Würfe knapp an Platz drei vorbei, so dass es für sie ‘nur’ Platz vier wurde. Das olympische Feuer haben wir leider nicht zu Gesicht bekommen, da es im größeren Stadion Maracanã, wo auch die Eröffnungsfeier stattfand, gezündet war. Am Nachmittag haben wir noch die letzten Einkäufe vor der Heimreise erledigt. Nach einem letzten gemeinsamen Abend, ging es am Dienstagmorgen um 7:00 Uhr morgens los. Mit dem Bus sind wir acht Stunden, aufgrund des dichten Stadtverkehrs, zum Flughafen nach São Paulo gefahren. Nachdem wir unsere, mit traditionell in Rio hergestellten Havaianas (Flipflops) vollgestopften, Koffer abgegeben hatten, traten wir um 18:30 Uhr den Heimflug an. Der Flug dauerte diesmal circa elf Stunden und war von leichten Turbolenzen begleitet.

Nachdem wir alle unsere neuen Freunde verabschiedet hatten, ging es für uns Emder von Frankfurt aus noch sechs Stunden mit dem Zug in Richtung Heimat. Von unseren Eltern und Geschwistern herzlich empfangen, waren wir froh, nach so einer langen, erlebnisreichen und unvergesslichen Reise, wieder Zuhause zu sein