Wieder einmal organisierte Hans von Lacroix die Ruderwanderfahrt in und um Emden wie im Jahre 2008. Roelf Janssen half ihm mit seinen Ortskenntnissen und reservierte vorausschauend die abendlichen Speiserestaurants

1.Tag : bei der Mittagsankunft im Emder Ruderverein lagen bereits drei Vierer - die Ratsdelft, die Flanderndelft und die Ems - an den Stegen, weil die Emder ihre Morgenausfahrt gerade beendet hatten. Nur ein gesteuerter Zweier, die Doeletief, musste noch aus dem Bootshaus getragen werden.


Siebzehn Ruderer aus dem "Würstchenkreis" des Der Hamburger und Germania Ruder Club stiegen in die Boote, und damit  jeder Rollsitz besetzt wurde, halfen uns an den vier Rudertagen abwechselnd drei Emder Ruderkameraden.

Hermann, der Stille. Hermann hatten wohl die Monotonie und die Weite der Landschaft geprägt, denn nur Wesentliches entsprang seinen Lippen. Lüppo der Erbgutreiche mit der stattlichen Gestalt war wie vor vier Jahren dabei. Jan, der große Erzähler, kam aus Aurich, um uns am letzten Tag zu unterstützen.

Dann ging es heraus aus der Stadt, und der erste Steuermannswechsel erfolgte an der Hinter Mühle. Hinter der Mühle war die Landschaft verspargelt.
Manches Windkraftwerk das noch im Rücken lag, täuschte geräuschvoll einen
schnell fahrenden Eisenbahnzug oder einen vorbeiratternden LKW vor. Wehrturmartige Kirchtürme ragten plötzlich aus der Landschaft.
An den zwei Mühlen in Greetsiel am Wattenmeer endete diese Nachmittagstour.
Uwe Kahle sorgte mit seinem eingeschalteten Navi für exakte Kilometerangaben. Im Restaurant "Zum alten Siel" wurde im Ruder-Outfit  gespeist und mit einem gemieteten Bus ging es zurück nach Emden.

2.Tag : Busfahrt zu den abgelegten Booten an Greetsiel`s Zwei Mühlen. Wir ruderten eine geraume Zeit bis die alten Holländermühlen aus der Sicht waren. Zuletzt, wenn man intensiv zurückschaute, hatte man den Eindruck, daß sich ihre Flügel bewegten und uns lange nachwinkten. Nun führten uns, die in einem Boot sitzenden, beiden Ostfriesen Roelf und Lüppo durch die weite ertragsreiche Marschlandschaft.
Die Irrgärten der Entwässerungskanäle wiesen häufig unklare Abzweigungen auf, so daß die beiden Ostfriesen oft lange beratschlagen mussten, bis es weiterging, und wir zur Mittagspause beim "Landhaus Grosses Meer" anlegten.

Aber auch hier stimmte die vorhergesagte Kilometerzahl mit der Navi gemessenen überein. Wir saßen trocken beim Mittagsmahl, als ein starker Regensturm über das "Große Meer" (ein Binnensee aus Moorsenken entstanden) peitschte und Schaumkronen bedeckte Wellen antrieb.
Als wir getärkt die Wanderfahrt fortsetzten konnten, lag der See wieder ruhig in seinem Bett, und seine spiegelglatte Oberfläche deckte jeden fehlerhaften Ruderschlag rücksichtslos auf. Über Katzendamm und Hieve ging es zurück zum Emder Ruderverein.

Das abendliche Treffen war auf dem Feuerschiff im Ratsdelft in Emden`s Zentrum. Mit unseren bewappneten dunkelblauen Clubpullovern saßen wir zusammen wie ehrwürdig ergraute Kapitäne.

3.Tag : der dritte Rudertag zwang uns wieder zum frühen Aufstehen, lockte ans reichlich gedeckte Frühstücksbuffet und befahl einen gemeinsamen Abmarsch zum ERV. Für unsere Pünktlichkeit sorgte schon Hans von Lacroix. Jedem Langschläfer verkürzte sich automatisch die Frühstückszeit.

Heute war nur eine halbtägige Fahrt in und um Emden geplant, da nachmittags ein Kulturprogramm vorgesehen war. Vormittag machten wir trotzdem eine Pause, um in Hinte eine ostfriesische Teezeremonie zu erleben und zu genießen und besuchten dort noch die reformierte Kirche.
Nachmittagskonnten wir wählen zwischen dem Besuch der Johannes a Lasco Bibliothek in der ehemaligen Grßen Kirche, der Kunsthalle Emden und der Sonderausstellung im ostfriesischen Landesmuseum im Rathaus.
Das Abendessen war von Roelf im "Klub zum guten Entzweck" von 1802 vorbestellt. Einflußreiche Emder Bürger aus allen Schichten und Berufen gründeten diesen Club zu sozialen und familiären Zwecken. Wir wurden verwöhnt mit Matjes in vielen Variationen.

4.Tag : Gleich neben dem Emder Ruderverein liegt die Kesselschleuse, eine Vierkammerschleuse -einmalig in der Welt. Durch sie führte uns die Ruderfahrt auf den Ems-Seitenkanal nach Oldersum und bis Rorichum. Im kleinen Hafenbecken von Oldersum roch es nach frischer Farbe.
Die Fähren Spiekeroog, Langeoog und die Autofähre Frisia II Norddeich-Norderney bekamen ihren letzten Anstrich. Hier in Oldersum waren wir nicht mehr in und Emden herum, sondern im Rheiderland/Kreis Leer.
In der Gaststätte "bei Cassi" in Rorichum ergötzten wir uns an der gut-bürgerlichen Küche, und Jan,eine Scheherezade in männlicher Gestalt, hatte wieder eine Mähr zu erzählen.

Christopher Marlowe, ein englischer Dramatiker und Zeitgenosse Shakespeares ließ den Dr.Faustus sagen, als Mephisto ihm seine Seele abkaufen wollte:" so gebt mir denn die Herrlichkeit von Emden".
Mehr Schiffe als ganz England besaß Emden im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Denn während der Glaubens- und Freiheitskriege der Niederlande gegen Spanien war Emden nicht nur zu einem Hort für protestantische Flüchtlinge geworden,sondern auch zu einer Wirtschaftsmetropole. Selbstbewußt, wie die Emder damals waren, schlossen sich auch nicht der Hanse an und versteckten deren ärgsten Feind Klaus Störtebeker.

Auf dem Oldersumer und Fentjer Tief ging es zurück zum ERV. Jetzt überraschte uns ein zunehmend böiger Weststurm mit Dauerregen. So wurden unsere Boote gelegentlich geschoben aber zum größten Teil mußten wir uns gegen anstemmen. Achtete der Steuermann nicht exakt darauf, das sturmzu-gewandte Ufer anzusteuern, so landete man gegenüber im Röhricht oder in den eingerammten Holzpfählen, aus denen man sich mühsam wieder befreien mußte.

Aber zuletzt erreichten wir doch müde und durchnässt die Vierkammerschleuse und den Emder Ruderverein.
Ostfriesland, ein fremdes Land für uns Hamburger, ist uns wieder näher gekommen.